Janu­ar 2024

Konzepte zur Flottenelektrifizierung

Die Elek­tri­fi­zie­rung einer Fir­men­flot­te ist ein wirt­schaft­lich und orga­ni­sa­to­risch anspruchs­vol­les Vor­ha­ben. Die Not­wen­dig­keit einer Fuhr­park­elek­tri­fi­zie­rung ergibt sich durch poli­ti­sche Regu­la­ri­en, Emis­si­ons­re­duk­ti­ons­zie­le, stei­gen­de Kos­ten bei Ver­bren­nern und zuneh­men­dem Wett­be­werb. Die beson­de­re Her­aus­for­de­rung besteht dar­in, die Umset­zung der Elek­tri­fi­zie­rung auf die Viel­zahl der Fahr­zeug­va­ri­an­ten sowie das Nut­zer­ver­hal­ten und die Betriebs­an­for­de­run­gen auf­ein­an­der abzu­stim­men Ein stra­te­gi­sches Kon­zept zu Beginn der Elek­tri­fi­zie­rung mit Hand­lungs­emp­feh­lun­gen, zeit­li­cher Pla­nung und Ein­bin­dung aller Stake­hol­der erhöht den Erfolg bei der Umset­zung.

Flottenelektrifizierung bei der Kellner Telecom GmbH

Die Kell­ner Tele­com GmbH ver­fügt über einen Fuhr­park von 168 Fahr­zeu­gen, der suk­zes­si­ve elek­tri­fi­ziert wer­den soll. Der Fuhr­park besteht aus 91 PKWs, wel­che über­wie­gend Kom­bis sind, aus 53 Klein­trans­por­tern, 3 LKWs und sons­ti­gen Fahr­zeu­gen wie Vans, SUVs, Pick-ups. Dar­über hin­aus ver­fügt Kell­ner Tele­com über 37 Anhän­ger. Die Fahr­zeu­ge wer­den zum Teil für Pri­vat­fahr­ten von Dienst­wa­gen­fah­rern und zum ande­ren wer­den sie für Mon­ta­ge- und Bau­stel­len­fahr­ten inkl. Trans­port von Mate­ria­li­en genutzt. Stand­zei­ten der Fahr­zeu­ge gibt es beim Bela­den, in der Nacht auf dem Betriebs­hof oder beim Nut­zer, der direkt von zuhau­se zur Bau­stel­le fährt.
Zur Elek­tri­fi­zie­rung des Fuhr­parks hat Kell­ner Tele­com einen För­der­an­trag zur Erstel­lung eines „Inte­grier­ten Kon­zep­tes zur nach­hal­ti­gen Ent­wick­lung der betrieb­li­chen Mobi­li­tät“ beim BMDV gestellt und im Juni 2022 bewil­ligt bekom­men. Der Fokus der Elek­tri­fi­zie­rung lag zunächst auf den Stand­or­ten in Korn­tal-Mün­chin­gen und Dres­den. Eine Her­aus­for­de­rung bei der Umstel­lung auf E‑Fahrzeuge waren die unter­schied­li­chen Ein­satz­ar­ten wie bei­spiels­wei­se Mon­ta­ge­fahr­ten zur Bau­stel­le, Mate­ri­al­trans­por­te und pri­va­te Fahr­ten mit Dienst­fahr­zeu­gen am Tag und teil­wei­se in der Nacht. Die unter­schied­li­chen Ein­satz­ar­ten, Fahr­stre­cken­be­dar­fe, Nut­zer­grup­pen und Eigen­tums­ver­hält­nis­se zu den Fahr­zeu­gen erfor­der­ten, dass indi­vi­du­el­le Anfor­de­run­gen im Elek­tri­fi­zie­rungs­kon­zept berück­sich­tigt wer­den.
Kell­ner Tele­com ver­fügt selbst über umfas­sen­de Exper­ti­se im Umgang mit ver­schie­de­nen Lade­sys­te­men und bie­tet indi­vi­du­el­le Unter­stüt­zung für Unter­neh­men beim Auf­bau von AC- und DC-Lade­punk­ten. Das Unter­neh­men beglei­tet sei­ne Kun­den ent­lang des gesam­ten Lebens­zy­klus der Elek­tro­mo­bi­li­tät, begin­nend mit der her­stel­ler­un­ab­hän­gi­gen Lie­fe­rung der Lade­sys­te­me bis zur Instal­la­ti­on, Durch­füh­rung von Mes­sun­gen gemäß VDE-Vor­ga­ben und Zäh­ler­an­mel­dung beim Netz­be­trei­ber. Für die Beur­tei­lung und Erstel­lung eines Kon­zep­tes zur Elek­tri­fi­zie­rung der eige­nen Flot­te hat sich Kell­ner Tele­com an die Tech­no­lo­gie- und Fach­be­ra­tung IE2S gewen­det.

Ziel des Elek­tri­fi­zie­rungs­kon­zep­tes war eine Ent­schei­dungs­hil­fe zur Aus­wahl einer geeig­ne­ter PV-Anla­ge, die Ein­schät­zung der Poten­zia­le eines Spei­chers, die Stra­te­gie wann ein vor­han­de­nes Fir­men­fahr­zeug aus­ge­wech­selt wer­den soll sowie die Abwick­lung von Lade­infra­struk­tur für Mit­ar­bei­ten­de zuhau­se.

Für die Ent­wick­lung einer lang­fris­ti­gen Stra­te­gie zur flä­chen­de­cken­den Elek­tri­fi­zie­rung wur­de eine daten­ba­sier­te Simu­la­ti­on für defi­nier­te Sze­na­ri­en (Lade­ar­ten, Elek­tri­fi­zie­rungs­stu­fen, Stand­ort­ent­wick­lungs­stu­fen) ein­ge­setzt. Die Simu­la­ti­on berück­sich­tig­te ver­schie­de­ne Fak­to­ren wie die Netz­an­schluss­leis­tung, die Sen­kung der Ener­gie- und Betriebs­kos­ten, den Lade­be­darf ent­spre­chend der Fahr­zeug­nut­zung und die Ein­spa­rung von Emis­sio­nen.

Wei­ter­hin wur­de die Inte­gra­ti­on einer PV-Anla­ge und eines Ener­gie­spei­chers an den unter­such­ten Stand­or­ten berück­sich­tigt und bewer­tet. Die Beur­tei­lung der Dach­flä­chen für PV-Errich­tung wur­de auf Basis eines Ver­gleichs der Aus­rich­tung (Süd oder Ost-West) sowie der pro­gnos­ti­zier­ten Kos­ten, der CO2-Ein­spar­po­ten­zia­le und der Leis­tungs­er­trä­ge durch­ge­führt. Die Not­wen­dig­keit eines Spei­chers sowie des­sen ener­ge­ti­sche und kom­mer­zi­el­le Vor­tei­le wur­den für spe­zi­fi­sche Sze­na­ri­en betrach­tet. Für die kon­zep­tio­nier­ten Tech­no­lo­gien (Lade­infra­struk­tur, PV und Spei­cher) wur­den die stand­ort­spe­zi­fi­schen Sicher­heits­an­for­de­rung für die Errich­tung und den Betrieb erstellt. Im Rah­men des Pro­jekts wur­de für die Kell­ner Tele­com GmbH an den Stand­or­ten Korn­tal-Mün­chin­gen und Dres­den eine umfas­sen­de Kon­zept­lö­sung ent­wi­ckelt, die einen rei­bungs­lo­sen Über­gang zur Elek­tro­mo­bi­li­tät sicher­stellt und den öko­lo­gi­schen und poli­ti­schen Vor­ga­ben ent­spricht.

Für das Jahr 2023 wur­de pro­gnos­ti­ziert, dass durch die bis­her ein­ge­setz­ten Fahr­zeu­ge an bei­den Stand­or­ten etwa 1.090 Ton­nen CO2 aus­ge­sto­ßen wur­den. Durch die geplan­te stu­fen­wei­se Fahr­zeug-Elek­tri­fi­zie­rung wird der CO2-Aus­stoß von Jahr zu Jahr sin­ken. Dazu wer­den im ers­ten Schritt die aus­lau­fen­den Lea­sing­fahr­zeu­ge und die gekauf­ten Fahr­zeu­ge durch E‑Fahrzeuge ersetzt. Dies wür­de zu einer Reduk­ti­on auf 713 t im Jahr 2027 füh­ren. In einem zwei­ten Schritt wer­den ab 2028 die Trans­por­ter elek­tri­fi­ziert, wodurch ein Groß­teil der CO2-Emis­sio­nen bis 2029 auf 147 t redu­ziert wer­den kann.

Die Hand­lungs­emp­feh­lun­gen des Elek­tri­fi­zie­rungs­kon­zept umfass­ten:

  • die Ent­wick­lung eines Stu­fen­mo­dels zur Elek­tri­fi­zie­rung aller Fahr­zeug­klas­sen

  • Lade­hard­ware- sowie Lade­ab­rech­nungs­kon­zep­te am Stand­ort, zu Hau­se und beim öffent­li­chen Laden unter­wegs die Berück­sich­ti­gung von Inves­ti­tio­nen in PV und Spei­cher an den Stand­or­ten Korn­tal-Mün­chin­gen und Dres­den über den defi­nier­ten Betrach­tungs­zeit­raum

  • Opti­mie­rung für das Flot­ten­ma­nage­ment und die Fuhr­park­ver­wal­tung

  • die Defi­ni­ti­on und Fest­le­gung des Umgangs mit Elek­tro­fahr­zeu­gen in der Car Poli­cy inklu­si­ve Regeln zur Nut­zung der Lade­infra­struk­tur

  • pra­xis­ori­en­tier­te Check­lis­ten und Zeit­plä­ne sowie Trans­pa­renz über das in der Simu­la­ti­on berech­ne­te CO2 Ein­spar­po­ten­zi­al

  • Anrei­ze und Unter­stüt­zung der Mit­ar­bei­ten­den im Pro­gramm „Mobi­li­ty As A Ser­vice“

  • die Über­prü­fung von För­de­rungs- und Finan­zie­rungs­mög­lich­kei­ten

  • die exter­ne und inter­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on der posi­ti­ve Umwelt­aspek­te an Stake­hol­der und an Mit­ar­bei­ten­den

3 Fragen an IE2S

1. Welche Hürden gab es im Projekt?

“Die Erfas­sung des Sta­tus Quo hat eini­ge Zeit in Anspruch genom­men, war aber essen­zi­ell für die erfolg­rei­che Erstel­lung des Elek­tri­fi­zie­rungs­kon­zep­tes. Wei­ter­hin haben die Fahr­zeu­ge spe­zi­el­le Anfor­de­run­gen, wie z.B. die Anhän­ge­last und Zula­dung. Es ist bei der Elek­tri­fi­zie­rung wich­tig, dass die­se auch ins Unter­neh­men passt und das Unter­neh­men sich nicht der Elek­tro­mo­bi­li­tät anpas­sen muss.”

2. Welche Chancen ergeben sich durch ein Elektrifizierungskonzept?

“Das Elek­tri­fi­zie­rungs­kon­zept bie­tet eine daten­ba­sier­te, stand­ort­spe­zi­fi­sche und auf für das Unter­neh­men indi­vi­du­el­le Wer­te aus­ge­rich­te­te Ent­schei­dungs­grund­la­ge. Die Inhal­te und Zie­le des Kon­zepts sind beson­ders hilf­reich bei einer gro­ßen Anzahl an Stand­or­ten, bei einer Viel­zahl an unter­schied­li­chen Fahr­zeug­klas­sen sowie bei einem breit gefass­ten Gre­mi­um an Ent­schei­dern im Unter­neh­men.”

3. Welche Trends sind relevant?

“Die Elek­tri­fi­zie­rung der Stand­or­te durch die Errich­tung von Lade­infra­struk­tur, PV und poten­zi­ell Spei­chern bie­tet, neben der Reduk­ti­on von loka­len CO2 Emis­sio­nen, mehr Unab­hän­gig­keit vom öffent­li­chen Strom­netz. Für die Ener­gie­wen­de bedarf es ein star­kes Wachs­tum an dezen­tra­len Fle­xi­bi­li­tä­ten. Unter­neh­men kön­nen zukünf­tig am Ener­gie­markt durch die Fle­xi­bi­li­tä­ten ihrer E‑Fahrzeuge und Spei­cher par­ti­zi­pie­ren.”

3 Fragen an Kellner Telecom

1. Welche Stakeholder waren ins Projekt eingebunden?

“Im Pro­jekt waren die Kauf­män­ni­sche Lei­tung, die Fuhr­park­lei­tung und die Stra­te­gi­sche Unter­neh­mens­ent­wick­lung ein­ge­bun­den.”

2. Welcher Mehrwert ergibt sich durch das Elektrifizierungskonzept?

“Bei der Beschaf­fung neu­er Fahr­zeu­ge gewinnt das The­ma Elek­tro­mo­bi­li­tät zuneh­mend an Bedeu­tung. Es ist wich­tig, früh­zei­tig abzu­schät­zen, wel­che Aus­wir­kun­gen wel­che Ent­schei­dun­gen haben wer­den. Hier­zu gehört bei­spiels­wei­se die Dimen­sio­nie­rung von Lade­infra­struk­tur und Solar­an­la­gen oder ähn­li­chem. Die Ent­wick­lung eines ganz­heit­li­chen Kon­zepts ermög­licht es, kurz­fris­tig anste­hen­de Ent­schei­dun­gen bereits unter lang­fris­tig trag­fä­hi­gen Aspek­ten zu tref­fen.”

3. Welche nächsten Schritte sind geplant?

“Als nächs­te Schrit­te ste­hen die Pla­nung und die Beschaf­fung von bedarfs­ge­rech­ter Lade­infra­struk­tur an, abge­stimmt auf den Zeit­plan für die Beschaf­fung ers­ter Elek­tro­fahr­zeu­ge.”

Dr. Ola Pronobis

Dr. Ola Pronobis

Mana­ge­rin Smart Char­ging
Intel­li­gent Ener­gy Sys­tem Ser­vices GmbH

Liberis Argiantzis

Liberis Argiantzis

Kauf­män­ni­scher Lei­ter
Kell­ner Tele­com GmbH

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Zur Kellner Telecom GmbH:

Kell­ner Tele­com ist seit 1983 ein inha­ber­ge­führ­tes Fami­li­en­un­ter­neh­men und steht mit sei­nem Namen für Qua­li­tät, Kun­den­nä­he und Know-how. Digi­ta­li­sie­rung und Kom­mu­ni­ka­ti­on sind ent­schei­dend für den Unter­neh­mens­er­folg – des­halb wid­met sich das Unter­neh­men mit Lei­den­schaft den moder­nen Infra­struk­tu­ren für IT und Tele­kom­mu­ni­ka­ti­on. Durch die Ver­net­zung der drei Geschäfts­be­rei­che Kabel­an­la­gen, Funk­an­la­gen, Netz­werk- und Über­tra­gungs­tech­nik, bün­delt Kell­ner Tele­com ihre Kom­pe­ten­zen und schafft Syn­er­gien. Von der ers­ten Pro­jekt­idee, über die Pla­nung und die Aus­wahl des Sys­tem­lie­fe­ran­ten bis hin zur Rea­li­sie­rung wer­den sämt­li­che Leis­tun­gen aus einer Hand ange­bo­ten. Kell­ner Tele­com zeich­net sich als Spe­zia­list für ganz­heit­li­che, effi­zi­en­te und maß­ge­schnei­der­te Lösun­gen aus, sei es für Ein­zel­leis­tun­gen oder als Gene­ral­un­ter­neh­mer für Turn-Key-Pro­jek­te.